Schwerverbrecherinnen in Delitzsch – auch dieses Kapitel zählt zur Schlossgeschichte. Als im 19. Jahrhundert die preußische Regierung nach einem Standort für ein Frauengefängnis suchte, fiel der Blick bald auf das leerstehende Schloss in Delitzsch.

275 Gefangene hat man nach der Herrichtung des Schlosses, dem Neubau eines großen Gebäudes für Arrest- und Isolierzellen sowie für einen Kirchenraum und dem Neubau eines Pförtnerhäuschens am 1. Dezember 1860 aus der Lichtenburg bei Prettin nach Delitzsch überführt.

Die Frauen arbeiteten im Gefängnis und in der Landwirtschaft der Umgebung. Sie fertigten Zigarren und Kunstblumen, nähten Handschuhe und Uniformen.

Ein Inventar kündet von vier amerikanischen Waschmaschinen, zwei Kartoffelreinigungsmaschinen, einer Zwangsjacke, Brotschneidemaschinen, Gesangbüchern etc. und gibt damit Aufschluss über den Gefängnisalltag.
Bis 1926 saßen hier Straftäterinnen ein – Mörderinnen, Räuberinnen, Totschlägerinnen. Manche von ihnen waren Jahrzehnte im Frauengefängnis eingesperrt, einige starben sogar hier und wurden auf dem mittlerweile zugewachsenen Gefängnisfriedhof begraben.
Die Räume, in denen heute noch Exponate aus der Gefängniszeit stehen, können Sie im Rahmen von Führungen besuchen.