Die Herzoginnen

Christian von Sachsen-Merseburg
Die Wetterfahne des Schlossturms

Christiana von Sachsen-Merseburg (1634-1701)

Geboren wurde Christiana, Urenkelin des dänischen Königs, am 22. September 1634 während der Feierlichkeiten zur Vermählung ihrer Tante Magdalena Sybilla mit dem dänischen Erbprinzen in Kopenhagen. Sie wuchs am Hofe in Nykøbing auf.

Tante Magdalena Sybilla trat auch als Ehevermittlerin auf. Als Tochter des Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen knüpfte sie mit Hintergedanken alsbald Kontakte zum sächsischen Fürstenhof: Mit einer prächtigen Doppelhochzeit feierte man 1650 die Vermählungen der sächsischen Prinzen Christian (35-jährig) und Moritz mit Christiana (16-jährig) und Sophia Hedwig – die Schwestern stammten aus dem Fürstenhaus Holstein-Sonderburg-Glücksburg.

Im Nachgang bezogen Christian und Christiana ihre Residenz, das Schloss Merseburg, neben dem ein prächtiger Barockgarten angelegt wurde.

Nach Christians Tod – er hatte zuvor bereits den Ausbau von Schloss Delitzsch als künftigen Witwensitz beauftragt – zog Christiana 1692 in das Delitzscher Schloss. Während der ersten Jahre ihres Aufenthalts dauerten die Arbeiten an der aufwändigen Innenausstattung der Beletage an.

Christiana trauerte sehr um Christian, trotzdem pflegte sie regen Austausch mit Verwandten und Bekannten, die sie häufig besuchten. Ein gut 30 Personen umfassender Hofstaat sicherte dabei das Alltagsleben und den Ablauf der Festgesellschaften ab.

Auf Schloss Delitzsch verstarb Christiana am 20. Mai 1701.


Henriette von Sachsen-Merseburg (1693-1734)

Bezaubernd schön und wortgewandt soll Henriette Charlotte gewesen sein.

Am 9. November 1693 kam sie auf Schloss Idstein zur Welt. Sie zählt zur nur knapp 100 Jahre bestehenden Linie Nassau-Idstein.

Ur-Großvater und Vater galten als außergewöhnlich kunstsinnig. Johann von Hessen-Nassau hatte ab 1647 den Idsteiner Schlossgarten kunstvoll mit exotischen Pflanzen ausstatten lassen, dazu entstand später das Blumenbuch “Florilegium” von Johann Walther. Henriettes Vater Fürst Georg Samuel hatte auf seiner Prinzenreise den fast vollendeten Park von Versailles gesehen. Henriette Charlotte wollte später den Barockgarten in Delitzsch mit einer prächtigen Blumen- und Kräuterbepflanzung aufwerten. Eine unbezahlte Rechnung gibt über die Pflanzenauswahl Auskunft. Jedoch ist unklar, ob der Plan jemals umgesetzt wurde.

Bis zum Einzug auf Schloss Delitzsch 1731 hatte Henriette Charlotte turbulente Jahre erlebt. Seit 1711 mit Moritz-Wilhelm von Sachsen-Merseburg (1688-1730) verheiratet, geriet sie durch diese Ehe in politische Turbulenzen. August der Starke machte seine Machtansprüche geltend und versuchte mit allen Mitteln, die drei sächsischen Sekundogenitur-Fürstentümer im Kurfürstentum zu vereinen. Er diskreditierte Moritz Wilhelm, der bis 1712 unter der Vormundschaft von August stand, mehrfach durch verschiedene Kabale.

Zum Verhängnis wurde Henriette Charlotte schließlich eine Liaison mit Friedrich Carl von Pöllnitz (1682-1760), den sie als Oberhofmarschall angestellt hatte. Ihre Schwangerschaft war für August den Starken eine Katastrophe, denn ein Statthalter hätte den Fortbestand der merseburgischen Nebenlinie bedeutet. Im Zuge einer sich entspinnenden Finanzaffäre – die möglicherweise auch nur aus August Umfeld initiiert war – erhielten einige Personen Haftstrafen. Der Ruf der Beteiligten war dahin. Das 1720 geborene Kind von Henriette Charlotte und von Pöllnitz namens Friederike Ulrike soll angeblich die erste Tage nicht überlebt haben.

Vermutlich wegen dieser Ereignisse ist über die übrige Biografie von Herzogin Henriette Charlotte wenig bekannt. Auch von ihrer kurzen Zeit auf Schloss Delitzsch weiß man wenig. Sie soll hier am 8. April 1734 an gebrochenem Herzen viel zu jung gestorben sein.

Schlossgarten Idstein (J. Walther)
Moritz Wilhelm von Sachsen-Merseburg